Nicholas Carr: Wer bin ich, wenn ich online bin … und was macht mein Gehirn solange? (2010)
Sehr, sehr nachdenklich wird man als aktive/r Nutzer/in des Internet bei der Lektüre des fundiert technologiekritischen Buchs von Nicholas Carr, dessen Untertitel gleich vorab zum Ausdruck bringt, dass (und wie sehr) das Internet unser ganzes Denken verändert.
Der Autor, schon mit seinem Zeitschriftenbeitrag „Is Google Making Us Stupid?“ in Erscheinung getreten, übersieht dabei keineswegs die nützlichen Aspekte des Netzes und der diversen Services, die online verfügbar sind. Sein Befund im vorliegenden Buch sollte uns jedoch alle zu bewussterem Nutzungsverhalten anregen:
Der permanente Datenstrom (gerade „aus dem“ Web 2.0) überfrachtet das Arbeitsgedächtnis, erschwert den Frontallappen unseres Gehirns, zur konzentrierten Fokussierung zu finden und macht damit die Erinnerungskonsolidierung unmöglich. Wer etwa die faszinierenden Bücher oder Vorträge des Göttinger Neurobiologen Gerald Hüther zur enormen Plastizität des menschlichen Gehirns kennt, wird das leicht nachvollziehen können …
Carrs Schlussfolgerung: Unser Gehirn wird – durch die intensive Internetnutzung – immer „besser“ darin, zu vergessen. Gleichzeitig können wir uns immer schlechter konzentrieren bzw. erinnern.
Lesenswert auch die „Offenlegung“ des Verfassers, wie es denn dann überhaupt zu seinem neuen Buch kommen konnte: Er berichtet von seinem Rückzug in die einsamen Berge von Colorado, um konzentriert schreiben zu können; er erzählt von der Deaktivierung seiner zahlreichen Accounts (Twitter, Facebook …), von regelrechten Entzugserscheinungen (heimliches Abrufen der emails) und von seinem späteren Rückfall …
Prädikat: Ein spannendes und diskussionswürdiges Sachbuch im Zeitalter des Web 2.0!